Gedichte

„Wie viele Welten gäbe es zu entdecken,
bloß den Geist der Feder gilt es zu wecken.

Träumen würden wir, umgeben von Düften.
Wie viele Geheimnisse gäbe es da zu lüften?

So tauchen wir ein und lassen uns treiben,
trotzen Ängsten und beginnen zu schreiben!“

© Evin Ay 

Die Feder kritzelt

Die Feder kritzelt: Hölle das!
Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? –
So greif‘ ich kühn zum Tintenfaß
und schreib‘ mit dicken Tintenflüssen.

Wie läuft das hin, so voll, so breit!
Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe!
Zwar fehlt der Schrift die Deutlichkeit –
Was tut’s? Wer liest denn, was ich schreibe?

Nietzsche

Sehnsucht nach Meer

Wie will ich sein?
Wo will ich hin?

Am Strand entlang den Wind im Haar,
das Leben ist so wunderbar.

Ach liebe Ostsee viel zu lang,
bin ich dir ferngeblieben.

Ein Ritual, einmal im Jahr, mit meinen Lieben.

Du fehlst mir, diese Sehnsucht.
Ich kann es nicht erklären.

Ich fühl mich frei bei dir.
Der Rosenduft, das Wellenrauschen und zwischendurch ein Möwenschrei.

Das alles macht mich friedlich
und friedvoll will ich mit mir sein.

Stille im Advent

Ein Morgen im Advent
lockt mich zärtlich, Licht zu sein.
Die erste Kerze brennt
erfüllt mich mit hellem Schein.

Was mag der Tag mir bringen?
Bin ich bereit, mit ihm zu sein?
Lass hell Dein Sein erklingen.
Vertraue, der Tag ist Dein.

Öffne Herz und Hände.
Weite Deinen Geist.
Der Fluss des Lebens hat kein Ende.
Horch auf die Stimme, sie ist ganz leis.

© Anna-Margaretha Amedick

Licht für meine Seele

Ein Licht
ein warmes
Licht für meine Seele
streichelnd
tröstend
wärmend
mich wohltuend umfangend
in dieser
angekratzten Zeit
Es wird
meinem Sehnsuchtsherzen
ein Zuhause geben

© Christine Klaß

Stille

Still
Es soll einfach mal still sein
Um mich herum
In mir

So wie das Meer vor mir liegt
Ganz still
Und sanft
Die Wellen sind zur Ruhe gekommen

Keine Spur von aufgewühlter See
Tiefer Friede
Auch in mir

© David Neufeld 

Wenn ich als Mensch zu leben wage

Wer wahrhaft Menschlichem begegnet,
dem Zukunft ist ganz unbekannt,
ihm Gegenwart bleibt freies Gnadenland,
sein Vergangenes ist gesegnet.
Er wird geliebt, weil er geschaffen,
und schafft sein Werk in Liebe,
auch wenn er Gnadenloses kennt
im täglich mahlenden Getriebe.
Doch er erhebet keine Klage,
sondern beginnt am rechten Tage
zu stellen jene einzig große Frage:
Was heißt mich das,
wenn ich
als Mensch
zu leben wage?

© Jürgen Trott-Tschepe (aus Poesien der Stille)

Olfaktorische Streicheleinheiten

sinnliches herantasten
von der nase zum gefühl
gedanken schweifen ab in blühende milde gärten

schlendern über schmale wege
begegnungen der sanften düfte

gemächlichkeit entfaltet sich
wohltuendes entspannen

olfaktorische streicheleinheiten

© Ute Adam

Das Lied der Engel

Trinke das Leben,
lebe das Leben,
spüre die Kraft,
die Fülle und die Freude,
tanze in der Vollkommenheit des Seins!

Höre die Musik des Lebens,
schwinge im Rhythmus der Zeit,
singe den Gesang deiner Seele
und werde still
und lausche
dem Lied der Engel.

Bild und Text: © Regine Schlesiger

Blumen der Sonne

Wir sind die Strahlen der Sonne,
das Licht des Mondes bei Nacht.

Wir sind laut und hell,
frei und ungestüm in wunderschöner voller Pracht.

Wir geben uns nicht auf in dunklen Zeiten,
trotzen stürmisch dem Sturm und dem Regen.

Wir sind bunt und leicht,
unbeschwert lachen wir dem Donner entgegen.

Wir singen mit der Nachtigall,
spielen unbeirrt unsere eigene Melodie.

Wir sind vereint und von Liebe erfüllt,
lebendig und freudestrahlend voller Harmonie.

Wir sind wandelbar und elegant,
geben Hoffnung und stehen für uns ein.

Wir sind die Blumen der Sonne,
von ihrer Wärme geküsst stark und rein.

Foto: © S. Ay, Text: © Evin Ay

Du gehst

Klein und hilflos
sitzt du da
auf deinem Platz
mit dem Tintenfass,
deine Lippen
bewegen sich kaum.
Schatten fallen
auf dein Gesicht
über dir
der gelbe Stern.
Pack deine Sachen,
geh nach Hause, Ruth,
sagt sie zu dir.
Du gehst
und fragst nicht
warum,
und wir sehen dich
niemals mehr.

© Inge Müncher

 

Tut gut!

Ein träger Tag, langsames Denken,
Füße hoch, wir vertreiben die Zeit.
Sitzen, liegen, lamentieren,
dösen, fragen, diskutieren.

Türen öffnen, hinaus laufen
und über uns der freie Himmel –
das tut gut!

Bild und Text: © Regine Schlesiger

Tanz

von tausend Teufelchen
Blitz aus
hundert Sternen
Zauberlächeln
im Blick
verborgene Feuer
lassen mich
tauchen
in tiefblaue Seen
Purpur zu holen
vom Grund

© Gitta Wittschier

Schließe die Lider

lausche
der Kraft
sanfter Klänge
der Melodie
verklungen
geglaubter
Gefühle
Will noch
verweilen
in diesem
Traum
ihn an mich
binden
länger
als einen
Wimpernschlag

Foto: © Conny Wenk, Text: © Gitta Wittschier

Liebe nervt

ich will sie
fangen
zerteilen
stapeln
für’s Feuer
sie flieht
in die
hintersten Winkel
der Sinne

© Gitta Wittschier 

Gedanken

wollen sie
finden
bitten
bewegen
zur Rückkehr
lassen
mich schmoren

© Gitta Wittschier 

schreibselig

Selig träumend
in der Abendröte,
wundersam scheinend.

Worte schwingen melodisch
in der milden Luft,
erwarten den Sichelmond
und den Glanz der Sterne.

Im sanften Rauschen der Bäume
gleiten meine Träume,
Geheimnisse umkreisend,
schreibselig
in ein verklärtes Licht.

© Inge Müncher

Ungeordnete Gedanken

Mitten im Winter
Nasskalt, glitzerndes Gestein
Keine Äste auf dem Weg
Jeder Schritt verhalten
Der Körper schwer, fast plump
Es lang ihm nicht daran,
ans Ziel zu kommen.
Das schwarze Gewand abzulegen
Noch nicht.

© anonym

Titelfoto: Song_about_summer