Ehrliche Worte zum Thema Krebs 

60 Jahre Krebsliga Graubünden

Die Fragen, die das Leben uns stellt, können wir uns nicht aussuchen, aber die Antworten darauf, sind Fingerabdrücke unseres eigenen Ichs. Diese Erkenntnis war der Impuls für den Prozess der Heilung von Maria Bianca Bischoff. Die Diagnose Krebs hatte von einem auf den anderen Tag ihr Leben verändert. Sie traf eine Entscheidung: „Ich werde noch lange blühen.“

Was sie dazu bewegte, erzählt sie in einem Buch zum 60-jährigen Jubiläum der Krebsliga Graubünden, Schweiz, die sich für eine Welt einsetzt, ‚in der weniger Menschen an Krebs erkranken, weniger Menschen an den Folgen von Krebs leiden und sterben, mehr Menschen von Krebs geheilt werden und Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren‘. Was die Diagnose Krebs wirklich bedeutet, welche individuellen Herausforderungen sie mitbringt, schildern Betroffene, Mitbetroffene und beruflich Involvierte in 60 Beiträgen unter dem Titel: ‚Krebs – Gesichter einer Krankheit‘. 

Die Autorinnen und Autoren lassen uns an sehr persönlichen und ehrlichen Gedanken teilhaben, erzählen von ihren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Und geben vor allem Hilfestellung. Einer von 60 Beiträgen ist die Ermunterung zum ‚fehlerfrohen‘ Leben von Maria Bianca Bischoff aus Zürich, die ich bereits bei ihrem ersten Buchprojekt begleiten durfte. Sehr gerne habe ich auch ihren Text für das Buch der Graubündener Krebsliga lektoriert, den ich auch an dieser Stelle veröffentlichen darf.

Fehlerfroh – ein Wort macht Mut

Es gibt Menschen, in deren Umgebung uns Flügel wachsen. Ich bin vielen solcher Menschen begegnet, in einer Zeit, in der ich sie besonders brauchte. Als sich von einem auf den anderen Tag alles veränderte – durch die Diagnose Krebs. Mit großer Dankbarkeit erinnere ich mich an all diese Begegnungen, vom Chefarzt bis zum Küchenburschen. Oft genügte ein einziges, wohlwollendes Wort, um mich aufzurichten und den nächsten schweren Schritt gehen zu können. So setzte ich meinen Weg fort und wurde vor allem eines: fehlerfroh!

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Denn ich spürte intuitiv, dass ich in eine besondere Phase meines Lebens eingetreten war. Egal wie es ausgehen sollte, ich wollte wach und aufgerichtet da durch gehen. Ich hatte mich bereits seit längerem mit der Lehre des Wiener Psychotherapeuten Viktor E. Frankl beschäftigt und seiner Botschaft: ,

„Der Mensch ist nicht von den Bedingungen bestimmt, die er antrifft, sondern vielmehr von den Entscheidungen, die er trifft.“

In meiner eigenen, schmerzvollen Situation verstand ich plötzlich: Ich werde noch lange blühen. Fehlerfroh! Wenn ich heute in der Schweiz und in Nachbarländern zu Lesungen und Vorträgen unterwegs bin, ist es dieses eine Wort, auf das mich die Menschen immer wieder ansprechen. Jedes Mal bin ich davon begeistert, welche Freude und Erleichterung die damit verbundene Erkenntnis auslöst.

Seit drei Jahren arbeite ich nun als Logotherapeutin nach Victor F. Frankl mit Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Am Anfang steht die quälende Frage: Warum gerade ich? Und fast immer setzen die Betroffenen die Diagnose mit persönlichem Scheitern gleich, der Vorstellung, fehlerhaft zu sein. Das wiederum führt zu Selbstwerteinbrüchen und Entmutigung. Aus diesem Programm auszusteigen, war auch meine einzige Chance. Statt nach dem Warum fragte ich nach dem eigentlichen Sinn meines Tuns. Ich erkannte, jederzeit vollkommen zu sein, und stellte mit großer Freude fest: Fehlerfroh voranzuschreiten, ist meine Aussicht auf Heilung.

Foto: Maria Bianca Bischoff  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.